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Auch gibt es nie­man­den, der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufäl­li­gen Umstän­den, in denen Mühen und Schmerz ihm gro­ße Freu­de berei­ten kön­nen. Um ein tri­via­les Bei­spiel zu neh­men, wer von uns unter­zieht sich je anstren­gen­der kör­per­li­cher Betä­ti­gung, außer um Vor­tei­le dar­aus zu zie­hen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Men­schen zu tadeln, der die Ent­schei­dung trifft, eine Freu­de zu genie­ßen, die kei­ne unan­ge­neh­men Fol­gen hat, oder einen, der Schmerz ver­mei­det, wel­cher kei­ne dar­aus resul­tie­ren­de Freu­de nach sich zieht?

Eine wun­der­ba­re Hei­ter­keit hat mei­ne gan­ze See­le ein­ge­nom­men, gleich den
süßen Früh­lings­mor­gen, die ich mit gan­zem Her­zen genie­ße. Ich bin
allein und freue mich mei­nes Lebens in die­ser Gegend, die für sol­che
See­len geschaf­fen ist wie die mei­ne. Ich bin so glück­lich, mein Bes­ter,
so ganz in dem Gefüh­le von ruhi­gem Dasein ver­sun­ken, daß mei­ne Kunst
dar­un­ter lei­det. Ich könn­te jetzt nicht zeich­nen, nicht einen Strich,
und bin nie ein grö­ße­rer Maler gewe­sen als in die­sen Augen­bli­cken. Wenn
das lie­be Tal um mich dampft, und die hohe Son­ne an der Ober­flä­che der
undurch­dring­li­chen Fins­ter­nis mei­nes Wal­des ruht, und nur ein­zel­ne
Strah­len sich in das inne­re Hei­lig­tum steh­len, ich dann im hohen Gra­se
am fal­len­den Bache lie­ge, und näher an der Erde tau­send man­nig­fal­ti­ge
Gräs­chen mir merk­wür­dig wer­den; wenn ich das Wim­meln der klei­nen Welt
zwi­schen Hal­men, die unzäh­li­gen, uner­gründ­li­chen Gestal­ten der Würm­chen,
der Mück­chen näher an mei­nem Her­zen füh­le, und füh­le die Gegen­wart des
All­mäch­ti­gen, der uns nach sei­nem Bil­de schuf, das Wehen des
Allie­ben­den, der uns in ewi­ger Won­ne schwe­bend trägt und erhält; mein
Freund! Wenn’s dann um mei­ne Augen däm­mert, und die Welt um mich her und der Him­mel ganz in mei­ner See­le ruhn wie die Gestalt einer Gelieb­ten —
dann seh­ne ich mich oft und den­ke : ach könn­test du das wie­der
aus­drü­cken, könn­test du dem Papie­re das ein­hau­chen, was so voll, so warm
in dir lebt, daß es wür­de der Spie­gel dei­ner See­le, wie dei­ne See­le ist der Spie­gel des unend­li­chen Got­tes! — mein Freund — aber ich gehe
dar­über zugrun­de, ich erlie­ge unter der Gewalt der Herr­lich­keit die­ser
Erschei­nun­gen.


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